Essen RWE verschärft Sparkurs

Essen · Deutschlands zweitgrößter Stromkonzern, RWE, bestätigte gestern das weitere Streichen von 2400 Stellen. Damit baut das Essener Unternehmen 10 400 Stellen ab. Dies berichtete RWE-Vorstandschef Peter Terium gestern anlässlich der Vorlage der Quartalszahlen. Personalvorstand Alwin Fitting schloss auf Nachfrage betriebsbedingte Kündigungen nicht völlig aus, betonte aber, man strebe mit Betriebsräten und Gewerkschaften "sozialverträgliche Lösungen" an. Terium ergänzte, er wolle grundsätzlich mehr Flexiblität beim Einsatz des Personals haben. Als Gegenleistung könne über eine Verlängerung des Ende des Jahres auslaufenden Kündigungsschutz-Vertrages nachgedacht werden.

Der Vorstand bezeichnete die aktuellen Rahmenbedingungen als "alles andere als einfach". Darum solle das neue Sparprogramm bis Ende 2014 die Kosten um rund eine Milliarde Euro zusätzlich senken. Dabei zeigten die Zahlen, dass es RWE anscheinend schlechter als dem Düsseldorfer Wettbewerber Eon geht: Der Umsatz sank im ersten Quartal um 1,3 Prozent. Das betriebliche Ergebnis stieg immerhin um neun Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Und das für die Dividende entscheidende nachhaltige Nettoergebnis stagnierte auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres und soll auch im Gesamtjahr nicht steigen. Insbesondere hat es Terium noch nicht geschafft, so wie Eon neue Lieferkonditionen mit Gazprom aus Rußland als wichtigem Gaslieferanten auszuhandeln – aber Terium hofft 2013 auf eine Lösung.

Der Niederländer Terium will mit dem Programm "RWE 2015" einen deutlichen Kulturwandel im Konzern erreichen. Als Teil der Sparstrategie will er künftig alle konventionellen Kraftwerke in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden von einer Einheit leiten lassen. Als mögliche Sitze davon gelten Köln und Essen, worüber anscheinend innerhalb von RWE ein Streit entstanden ist. Von Köln aus wird RWE Power als deutsche Erzeugersparte geführt, in Essen sitzen neben dem Vorstand viele andere Bereiche des Konzerns.

Ein unerwartetes Wort fand Terium zur Kernenergie. Man steige "aus Überzeugung" aus, sagte er. RWE verzichtet freiwillig auf den Bau von Atommeilern in Großbritannien. Neue Steinkohle- und Gaskraftwerke will er auch nicht mehr bauen – heute wird aber ein großes neues Braunkohlekraftwerk bei Neurath eröffnet.

(RP)
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