Düsseldorf Minister: weniger Neuwaren auf Trödelmärkten

Düsseldorf · Der Einzelhandel klagt, dass fliegende Händler die Flohmärkte missbrauchen. NRW bekommt deshalb ein neues Marktgesetz.

NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) will gegen den zunehmenden Missbrauch von Trödelmärkten durch Neuwarenverkäufer vorgehen. "Es darf nicht sein, dass wir dem Einzelhandel nur maximal vier verkaufsoffene Sonntage pro Jahr gestatten, während fliegende Händler auf den Trödelmärkten an 52 Sonntagen im Jahr Neuwaren verkaufen", sagte Duin. Der Minister kündigte für die zweite Jahreshälfte ein neues Marktgesetz für NRW an. Es soll möglichst noch vor der kommenden Weihnachtsmarkt-Saison in Kraft treten.

Laut Wirtschaftsministerium gibt es in NRW jährlich knapp 3500 Sonntags-Trödelmärkte. Bundesweit bringen es solche Märkte nach Schätzungen des Handelsverbandes auf einen Umsatz von zwei Milliarden Euro. Allein in NRW gehen Beobachter von einem Umsatz von über 400 Millionen Euro pro Jahr aus. Zum Vergleich: Der reguläre Einzelhandel setzte in NRW 2012 knapp 100 Milliarden Euro um.

Welchen Anteil die Neuwarenverkäufe am Umsatz der Trödelmärkte haben, wird statistisch nicht erfasst. Das Ministerium beobachtet aber eine deutliche Zunahme. NRW sei im Vergleich zu anderen Bundesländern besonders stark betroffen, sagte Rainer Gallus. Der Geschäftsführer beim Einzelhandelsverband NRW glaubt, dass die hohe Dichte von großen Städten in NRW auf professionelle Trödelmarkt-Anbieter besonders anziehend wirkt.

Ein Problem sind die Neuwaren auch für die Polizei und den Zoll. "Oft werden auf den Trödelmärkten auch problematische Produkte wie Hehlerwaren oder Plagiate verkauft", berichtet Duin. Das bestätigt auch Heinz Wilhelm Paschmann, Inhaber von acht Edeka-Märkten in Mülheim, Oberhausen und Düsseldorf. Über 50 Trödelmärkte gebe es allein in Mülheim pro Jahr, "dort findet man alles, was vorher bei mir geklaut wurde". Da die Stadt jedoch häufig Vermieter der Plätze sei, würde sie nichts unternehmen. "Essen und Oberhausen sind genauso schlimm", klagt der Händler: "Andere Kommunen sind da viel weiter." So gibt es in Städten wie Kleve, Goch oder Geldern Beschränkungen für den Neuwarenverkauf. Auch Rheinland-Pflanz arbeitet an einem Gesetz, das den Neuwarenanteil auf einen bestimmten Prozentsatz der Gesamtfläche begrenzen soll. Damit könnten auch die Einzelhändler in NRW leben. Es gehe schließlich nicht darum, Trödelmärkte zu verbieten, sagt Rainer Gallus.

Auch für Wirtschaftsminister Duin kommt ein pauschales Verbot von Neuwarenverkäufen auf Trödelmärkten, wie es etwa in Berlin diskutiert wird, nicht in Betracht. "Damit würden wir in NRW zu vielen Märkten mit etabliertem Brauchtumscharakter die Grundlage entziehen", so der Minister. Als Beispiel nannte er die Weihnachtsmärkte, auf denen ebenfalls viele Neuwaren angeboten werden. Solche Märkte seien nicht nur Verkaufsplattformen, sondern lieferten auch Kultur, Erholung und Freizeitgestaltung. In einer Umfrage unter sämtlichen NRW-Kommunen will Duin sich in diesen Tagen einen Überblick über Märkte mit Neuwarenverkauf verschaffen, die das Gesetz schützen soll.

Die Opposition kritisiert, dass Duin zu spät gehandelt habe. "Wir haben das Thema schon vor einem Jahr erkannt. Warum lässt der Minister sich so viel Zeit?", fragt Hendrik Wüst, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU im NRW-Landtag. Die Neuwarenverkäufe bedrohten neben dem Handel auch die Verbraucher. Beim Verkauf von Lebensmitteln und Elektronikgerät sei es auf Trödelmärkten kaum möglich, die Hygienevorschriften und Garantiefall-Abwicklungen zu überwachen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort